Stefan Aust - Zeitreise
Stefan Aust ist einer der bekanntesten Journalisten unserer Zeit, war für den NDR tätig und Chefredakteur vom „Spiegel“ und berichtet in seiner Autobiografie von der enormen Dichte an Begegnungen, Reisen, Recherchen und Hintergrundgeschichten, von Kontakten und Ereignissen der letzten sechs Jahrzehnte. Er war dabei bei allen Meilensteinen der Geschichte, so nah an den Handelnden wie es nur ein Journalist sein kann, und beschreibt in prägnanten Kapiteln und klarer Sprache packend und voller Fakten seine Erlebnisse und Sicht der Dinge. Spannender als jeder Krimi liest sich jede einzelne der über 650 Seiten deutscher Geschichte in Zeitraffer. Die Schilderungen aus einem einzigen Journalistenleben sind ein Hochgenuss für alle Polit- und Geschichtsinteressierten!
Prinz Harry, Reserve
“Für Harry ist jetzt der Moment gekommen, endlich seine Geschichte zu erzählen.“
Prinz Harry schildert aus der Ich-Perspektive auf über 500 Seiten die Geschichte seines bisherigen Lebens. Er erzählt von seinen Kindheitsjahren, dem Tod seiner Mutter, den er so lange nicht wahrhaben wollte, von seiner militärischen Ausbildung, seinen „Ausreißern“ und schließlich seiner großen Liebe zu Meghan. Dabei rechnet er immer wieder radikal ehrlich und ungeschönt mit der Revolverblattpresse ab und erwähnt dabei mehrfach, dass sich die Geschichte seiner Mutter nicht wiederholen darf. Der Tonfall seiner Familie gegenüber bleibt dabei jedoch immer respektvoll, die Hand ausgestreckt. "Ich hatte nie ein Problem mit der Monarchie. Was ich kritisiere, ist die Presse und die kranke Beziehung, die sich zwischen ihr und dem Palast entwickelt hat." Er beschreibt ein Leben, in das er hineingeboren wurde – eine Rolle, die er sich nicht ausgesucht hat.
Brigit Strawbridge Howard - Dancing with Bees. Mein Reise zurück zur Natur
Brigit Strawbridge Howard erzählt eindrucksvoll und mit viel Gefühl, wie sie die Natur und vor allem ihre Wildheit neu entdeckt hat. Die Honigbiene ist nicht das zentrale Thema dieser Naturreise. Brigit hat sich auf die wild lebenden Bienenarten spezialisiert, die genauso wichtig für die Bestäubung unserer Pflanzen sind und deren Lebensraum zunehmend gefährdet ist, denn während Honigbienen zumindest einen Imker haben, der sich um sie „kümmert“, sind die wild lebenden Arten auf die Natur angewiesen und was diese zu bieten hat. Sie beobachtet unter anderem Solitärbienen, Einsiedlerbienen, Hummeln und plädiert für mehr Mut zum Wildgarten, anstatt dem Drang zu folgen alles ordnen zu müssen und den perfekten englischen Rasen zu pflegen, denn Wildgärten sind wichtig und bieten Lebensraum für diverse Tierarten, nicht nur Bienen. Neben Sachwissen rund ums Gärtnern und den verschiedenen Bienenarten, vermittelt uns dieses Buch, dass wir achtsamer mit unserer unmittelbaren Umgebung und der Natur umgehen sollen.
(Löwenzahn Verlag, 2021, 368 Seiten)
Barbara Prainsak - Vom Wert des Menschen; Lisa Herzog - Die Rettung der Arbeit
Angesichts der sich akut verändernden Arbeitswelt durch Automatisierung, Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und der damit einhergehenden und zu erwartenden hohen Arbeitslosigkeit - die durch die Coronakrise noch zusätzlich befeuert wird - setzt sich Barbara Preinsack mit der Thematik eines bedingungslosen Grundeinkommens auseinander. Ausgehend von Fallbeispielen aus aller Welt klärt sie Begriffe, zeigt das Für und das Wider eines bedingungslosen Grundeinkommens auf und gibt einen Ausblick darauf, welche Bedeutung und welche Auswirkungen die Einführung eines solchen auf unsere Gesellschaft haben könnte.
Zusätzlich zu Barbara Prainsacks Buch sei das Buch von Lisa Herzog „Die Rettung der Arbeit“ (Vlg. Hanser 2019) empfohlen. Darin geht es um den Wert der Arbeit sowie um eine Alternative bzw. eine Ergänzung zum bedingungslosen Grundeinkommen. Beide Bücher sind fachlich fundiert, durch zahlreiche Beispiele verständlich und gut lesbar.
(Barbara Prainsack, Vom Wert des Menschen, Brandstätter Verlag 2020, 191 Seiten)
(Lisa Herzog, Die Rettung der Arbeit, Hanser Verlag 2019, 221 Seiten)
Helmut Lethen - Denn für dieses Leben ist der Mensch nicht schlau genug
Der Autor, ein in Wien tätiger Kulturwissenschaftler, beginnt seine Lebenserinnerungen mit den Kindheitsängsten während der Bombardierung seiner Heimatstadt Mönchengladbach.
Zu weiteren Stationen werden der Film „Nacht und Nebel“ über den Holocaust, seine Studienjahre in Bonn und Amsterdam, sowie seine maoistische Phase rund um das Jahr 1968 in Berlin, wo er für ein Kinderkrankenhaus in Kreuzberg agitiert.
Ein Berufsverbot wegen marxistischer Umtriebe zwingt ihn abermals zum Ausweichen nach Holland, wo er seinen Bestseller „Verhaltenslehren der Kälte“ schreibt.
Letztlich kommt er über Deutschland nach Österreich, wo er bis zu seiner Emeritierung arbeitet und die hiesigen Verhältnisse beschreibt.
Im Besonderen berührt seine dialogische Auseinandersetzung mit seiner Partnerin, Caroline Sommerfeld, einer mittlerweile extrem rechts agitierenden Philosophin, als Beispiel trotz extremster Gegensätze eine Beziehung zu leben.
(Rowohlt Verlag 2020, 381 Seiten)
Barbara Hennings, Gisela Niemöller - Ermutigen statt kritisieren. Ein Elternratgeber nach Rudolf Dreikurs
Wutausbrüche, Trödeln, Meckern beim Essen, Aufmüpfigkeit …. Was wollen uns Kinder damit sagen? Wie sollen wir darauf reagieren? Wie können wir Machtkämpfen aus dem Weg gehen?
TeilnehmerInnen die an Kursen - nach den Prinzipien von Rudolf Dreikurs - teilgenommen haben, erzählen von ihren Erfolgen nach dem Einsatz der „Regeln der Ermutigung“. Dadurch wird es möglich, die einzelnen Schritte des Programms anhand vieler Beispiele nachzuvollziehen. Es geht um das Überprüfen des eigenen Verhaltens gegenüber Kindern, die eigene innere Einstellung und Haltung, das Aussteigen von Machtkämpfen, das aufmerksame Zuhören und um Humor. Das Buch ermuntert dazu, das eigene Verhalten gegenüber von Kindern zu überdenken und zu pflegen.
(Herder Verlag 2020, 216 Seiten)
Lois Hechnblaikner - Ischgl
Nicht erst seit März 2020, als Ischgl entgegen aller Beteuerungen der Tiroler Landespolitiker zum Superspreader für das Coronavirus in ganz Europa wurde, hat der bekannte Tiroler Dokumentarist und Fotograf Lois HECHENBLAIKNER den Ort mit seinen Auswüchsen des Skitourismus dokumentiert.
Als Nestbeschmutzer beschimpft und teilweise sogar bedroht, ließ er sich nicht davon abhalten mit der Kamera drauf zuhalten, wenn beispielsweise ein Massenbesäufnis mit allen oft obszönen Begleiterscheinungen, als vermeintliche Hüttengaudi oder Apres ski Veranstaltung über die Bühne ging und so ein pervers anmutendes Gemeinschaftserleben vorgaukeln sollte.
HECHENBLAIKNERS Fotografien möchten nicht besserwisserisch daherkommen, sondern in allerbester fotojournalistischer Attitüde ganz im Sinne eines abgewandelten Spruches des Gründers der SPIEGEL Magazins, Rudolf AUGSTEIN, einfach „Zeigen, was ist!“, nicht mehr und nicht weniger. Das allein ist schon bestürzend genug.
Jedenfalls ein Fotoband für gute Nerven!
(Steidl Verlag 2020, 240 Seiten)